Mittwoch, 20. Juni 2012

London Calling (Reisebericht, Day One)

Jetzt wird es aber wirklich Zeit, anzufangen - wir sind schon fast eine Woche wieder zu Hause. Nachdem nun sämtliche Urlaubsklamotten gewaschen sind und das Haus entstaubt ist, nachdem die Katzen vom Beleidigtsein, weil das Personal sich erdreistete, 12 Tage aushäusig zu sein, in den Normalmodus zurückgeschaltet haben, nachdem im Büro eine Schneise durch die E-mails und die Papierberge geschlagen wurde und schließlich auch mal die gut 1300 Fotos gesichtet sind, kann ich jetzt endlich mit dem Reisebericht loslegen.


Sämtliche Züge waren auf die Sekunde pünktlich (jawoll!), und um 12 Uhr Ortzeit waren wir bereits in London. Um die Ecke vom Hotel liefen wir gleich in eine Straßenparty zu Ehren der diamantenen Königin.  


Solcherart Feierlichkeiten haben aber natürlich keinen Einfluss auf das Stattfinden des Portobello Road Markets, der immer samstags abgehalten wird. Menschenmassen, skurrile Anblicke, jede Menge weiß-rot-blau. Die Queen auf Tassen, Tellern, Schirmen, Handtüchern, T-Shirts, Schals. Kate & William auf Tassen, Tellern, Schirmen, Handtüchern, T-Shirts, Schals. Die englische Fußballnationalmannschaft auf Tassen, Tellern, ... Nur Olympia wird (noch) weitgehend ignoriert.  


Für einen ersten Reisetag hätten die Eindrücke damit schon gereicht, aber am Abend war ja noch ein langersehnter Termin am Tower: Die Ceremony of the Keys.


Der Auftrieb, um an die Tickets zu kommen, hat sich allemal gelohnt! Um halb zehn Uhr kam uns ein Beefeater am Eingang abholen, zusammen mit einer Reisegruppe mittelalter bis methusalemiger Engländer wurden wir in den Tower eskortiert und das Zeremoniell erläutert. Der Beefeater erklärte, die eigentliche Schlüsselzeremonie werde 7 Minuten dauern und präzise um 22.00 Uhr zu Ende sein.

Leider darf man während der Zeremonie nicht fotografieren - es hätte sich gelohnt. Die Wache am Westtor schließt mit viel Klappern das Tor und das kleine Türchen darin ab und kommt dann mit dem Schlüssel anmarschiert, die Wachablösung formiert sich vor der Wachstube; zwischen den beiden Gruppen steht ein einsamer Soldat auf Wache. Fein choreographiert treffen alle drei vor dem Tor zur inneren Festung zusammen. Der einzelne Soldat tritt mutig vor und brüllt mit maximalem Stimmaufwand: "HALT! WHO COMES THERE?!" "The keys!" "WHOSE KEYS?!" "Queen Elizabeths keys!" "PASS QUEEN ELIZABETHS KEYS!" "Amen!" Woraufhin die Schlüssel überreicht werden und der Trompeter zum Rückzug bläst. Der letzte Trötenton ist kaum verklungen, da beginnt die Uhr zehn zu schlagen. Chapeau!


Der Beefeater eskortierte uns wieder nach draußen, durch exakt das Tor, das justament vor wenigen Minuten zeremoniös abgeschlossen worden war (nanu?) Noch ein bisschen sinnierend über die uralte Zeremonie - sie fand statt, als die Pest wütete, sie fand statt während des Hundertjährigen, des Siebenjährigen und des spanischen Erbfolgekriegs, sie fand statt, als der Große Brand fast die ganze Stadt in Schutt und Asche legte, sie fand statt während der deutschen Luftangriffe im zweiten Weltkrieg, sie wird wohl stattfinden, solange der Tower steht - beschlossen wir den Abend mit einem Spaziergang an der Themse und hielten dabei schon mal Ausschau nach einem guten Standplatz, um am nächsten Tag die Schiffsparade zu Ehren der Queen anzusehen.

(Fortsetzung folgt.)

5 Kommentare:

  1. Hach...
    Der Zug erscheint mir irgendwie bekannt, Sie kamen nicht zufällig aus Richtung Stanstead in London an? (Obgleich, Liverpool Street Station hat nicht solche Dächer, meine ich mich zu erinnern)

    Was mich natürlich mehr interessiert: durfte der eine oder andere "liquid hops" mit zurückreisen?

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  2. Der Zug ist der Eurostar im Bahnhof Brüssel.
    Wir sind nicht nach London geflogen, sondern mit der Bahn gefahren, von Frankfurt Flughafen Fernbahnhof mit dem ICE, in Brüssel umsteigen auf den Eurostar, durch nach London St. Pancras. Das ganze in etwas über 6 Stunden.
    Für britische Hops-Produkte war leider kein Platz mehr - die Mitbringselkapazität der Koffer war mit Büchern, Käse und Chutneys völlig ausgelastet. Ausgiebige Hopfenkaltschalentestreihen haben dafür vor Ort reichlich stattgefunden.

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  3. Die Testreihenobduktionsberichte interessieren mich natürlich ebenfalls, Sie sollten einen eigenen Beitrag daraus destillieren können, hoffe ich, init?

    Aus bekannten Gründen interessierte mich der ungefähre Normalpreis der Aktion "Luxuriöse Lokfahrt London", für die Kleinen wäre das bestimmt ein Erlebnis.

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  4. Angebote für Luxuriöse Lokfahrt nach London sind im Internetz auf den Heimseiten des großen deutschen Schienenpersonenverkehrsunternehmens (www.bahn.d) zu finden - heißen dort "Europa / London Spezial" und wenn man Glück hat gibt es Tickets ab 49 EUR.

    Hops Import lohnt aus England nicht wirklich. Das Dosenbier ist im heimischen Supermarkt günstiger und das Ale aus dem Pub nicht wirklich transportabel, außer im Fass, und das war mir nun doch etwas schwer.

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  5. Ach ja, die Beefeatershow hatte schon was. Und typisch Britisch im Regen. Deswegen konnte ich auch nicht bis zu den Kronjuwelen vordringen.

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